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AUSTAUSCHJAHR

5:45 Uhr morgens. Stockfinster. Alice Springs. Minusgrade.

Nachdem wir gestern unseren ersten Tag in Alice Springs verbracht hatten, werden wir an diesem Morgen von David alias Duckie abgeholt. Er ist von Adventure Tours Australia und wird für die nächsten drei Tage unser Tourguide sein. Eingemummelt in warme Sachen haben wir auf ihn gewartet, denn der klare Nachthimmel hat alle Wärme in Richtung Weltraum entweichen lassen. Er steigt in kurzer Hose aus dem Kleinbus.

Outback - Sonnenaufgang Alice Springs - IMG_4268

Während wir durch Alice Springs fahren, um die zehn anderen Teilnehmer abzuholen, kündigt sich draußen der nächste Tag an.

Das Hauptprogramm für diesen Vormittag ist schnell erklärt: Fahren, fahren und – genau! Fahren. Es sieht auf der Australienkarte zwar so aus, als wäre der Uluru bei Alice Springs gleich um die Ecke. Das liegt allerdings am Maßstab der Karte – in Realität sind es bis dort 450 lange Straßenkilometer.

Allerdings hört sich das jetzt schlimmer an als es wirklich ist, denn entlang des Weges gibt es landschaftlich viel zu sehen und Duckie kann uns eine Menge Wissenswertes erzählen. Und alle hundert Kilometer, wenn mal ein Roadhouse den Asphaltweg säumt, halten wir an, um eine kleine Pause einzulegen.

Outback - Erldunda Roadhouse am Stuart Highway - IMG_4322

Essen, Trinken, Sprit. Mitten im Nirgendwo.

Outback - Toiletten mit Aussie Slang - IMG_4375

Beim Toilettengang sollte man allerdings mit dem australischen Slang vertraut sein.

Outback - Känguru und Emu im Roadhouse-Zoo

Oft haben die Roadhäuser auch einen kleinen Zoo, in dem man die australische Fauna begutachten kann.

Outback - Roadkill auf dem Stuart Highway - IMG_4310

Leider sind jedoch die Begegnung der weniger lebendigen Form häufiger...

Mitten im Nirgendwo des australischen Outbacks sind  – neben den Aboriginie Communities – die einzigen Bewohner zumeist die Besitzer der Rinderfarmen, über deren Land viele der Straßen verlaufen. Diese betreiben auch die meisten Roadhäuser, wodurch sie sich neben der Rinderzucht etwas durch den Tourismus dazuverdienen.

Wobei Rinderfarmen in Australien ein recht großes Areal einnehmen können – diese hier in Curtin Springs ist 1.028.960 Acre groß, was circa 4.164 Quadratkilometern entspricht. Das ist ungefähr doppelt so groß wie das Saarland…

Outback - Curtin Springs Cattle Station - IMG_4377

All die Annehmlichkeiten der Zivilisation: Toiletten, Duschen, Strom. Manchmal sogar Handyempfang.

Outback - Erldunda Roadhouse Eispreise - IMG_4335

Auch Eiscreme gehört zu den tollen Sachen, die man in einem Roadhouse erwerben kann. Mitten in der Wüste hat das allerdings seinen Preis.

Wer gerne Tourguide sein möchte, im Navigieren allerdings nicht so glänzend ist, dem sei das Outback als Einstieg empfohlen. Für die 450 Kilometer von Alice Springs zum Uluru ist die Wegbeschreibung nämlich “Gradeaus, rechts rum, weiter gradeaus, dann links.” Und schon ist man da.

Wir allerdings machen einen kurzen Abstecher eine unasphaltierte Straße entlang, weil wir für unser abendliches Lagerfeuer noch ein bisschen Brennholz suchen müssen. Ein paar Kilometer die Dirtroad runter hat unser Guide dann auch eine gute Stelle zum Sammeln gesichtet und hält an. Hier soll’s Feuerholz geben?

Outback - Adventure Tours Bus auf Dirtroad - IMG_4350

Aber in der Tat lässt sich im kargen Buschland so einiges finden, was dann auf dem Dach des Anhängers sicher verzurrt wird.

Somit ist das wärmende Feuer für heute Abend gesichert, denn es sind wieder frostige Temperaturen vorhergesagt. Und um das richtige Outback-Erlebnis zu haben, werden wir nicht schnöde im Hotel oder Zelt schlafen. Nein! Wir übernachten in einer Unterkunft mit Millionen Sternen: unter freiem Himmel.

Aber dazu und allem weiteren in ein paar Tagen mehr – denn nachdem ich jetzt damit durch bin, zumindest die Hälfte der Bilder schonmal gesichtet und sortiert zu haben, steht endgültig fest: Ich habe schlicht zu viel geiles Zeug erlebt, als ich in diesen Beitrag pressen könnte. Es geht noch viel weiter – stay tuned!

AUSTAUSCHJAHR

Alice Springs ist vielen sicherlich wohlbekannt. Die Stadt im Herzen Australiens, die Oase in der Wüste, das Zentrum des Outbacks. Das stimmt größtenteils auch alles. Rundherum ist zwar nicht Nichts, aber auch nicht viel. Und so kann Alice (im Slang wird das Springs weggelassen) auch als ein Örtchen von 22.000 Einwohnern von sich behaupten, die bedeutenste Siedlung im Umkreis von 1.200 Kilometern zu sein.

Alice Springs - Typische Landschaft - IMG_4169

Eine typische Landschaft in Alice Springs: strahlend blauer Himmel, trockener Boden, gelbes Gras, halbwegs grüne Vegetation

Alice Springs war für mich, meine Eltern, meine Schwester und zehn andere Mitreisende der Ausgangspunkt einer genialen Red-Center-Tour. Drei Tage Outback. Es war absolut fantastisch. So sehr, dass ich jedem Tag einen eigenen Blogeintrag widmen werde. Jeder einzelne hat es verdient.

Australien – das sind Dimensionen, die man sich als Europäer gar nicht richtig vorstellen kann. Ein Flug von Melbourne nach Alice Springs bringt einen zwar durch den halben Kontinent – aber für diese Strecke braucht man geschlagene zweieinhalb Stunden. Von Frankfurt aus wäre man schon über fünf Länder hinweg…

Von Melbourne nach Alice Springs - ein verdammt langer Weg

Von Melbourne nach Alice Springs - ein verdammt langer Weg

Alice empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein, wie vermutlich 350 Tage im Jahr. Das einzige, was nicht so richtig zum Bild passt, ist das Thermometer. Es zeigt nur knappe 14 Grad.

Das hält uns aber natürlich nicht davon ab, von unserem Desert Palms Resort aus einen Erkundungsspaziergang zu unternehmen. Der Weg führt quer durch das Flussbett des Todd Rivers – was aber kein Problem ist, da dieser eh nur ein paar Tage im Jahr mit Wasser gefüllt ist. Also baute man die Straße mitten hindurch. Warum auch nicht.

Alice Springs - Tuncks Road durch Todd River - IMG_4185

Die Tuncks Road führt quer durch den Todd River

Auf eben diesem Fluss findet alljährlich die Henley-on-Todd-Regatta statt. Dabei versuchen die Mannschaften, ihre bodenlosen Boote möglichst schnell über die Ziellinie zu bekommen. Anstatt zu rudern oder zu segeln wird jedoch getragen. Die Ausrichter sind gegen Wasser im Fluss versichert – es ist die einzige Regatta, die einmal wegen Überschwemmung auf der Strecke abgesagt werden musste. Steht im Guinnessbuch der Rekorde.

Alice Springs - Dry Todd River Bed - IMG_4178

Der Blick ins staubtrockene Flussbett

Wir folgen den Schildern mit der Aufschrift “Central Business District” (CBD), welche uns schlussendlich ebendort hinführen. Die Bezeichnung als CBD ist jedoch eher mit Humor zu verstehen: In Melbourne ist das die Gegend, wo die ganzen Hochhäuser stehen – in Alice ist das die Gegend, wo überhaupt Geschäftshäuser stehen.

Die Einkaufsstraße von Alice nennt sich Todd Mall und beherbergt so ungefähr sämtliche größere Geschäfte, darunter den einzigen McDonalds im Umkreis von 600 Kilometern. Outback-Flair verbreitet jedoch eher ein anderes Lokal: Bojangles Saloon. Erbaut aus Holz, inklusive schattenspendendem Veranda-Vorbau und original Saloon-Schwingtüren.

Alice Springs - Bojangles Saloon - HDR Monochrom Artistic - IMG_4143-4145

Ganz wie im Western: Bojangles Saloon. (Ja, schon wieder ein HDR. Es sieht einfach zu gut aus!)

Weiter im Stadtzentrum von Alice befindet sich ein Wegweiser, der die Richtung zu den größten Metropolen der Welt anzeigt. Hier bekommt man einen Eindruck davon, wie abgeschieden dieser Ort eigentlich liegt – die meisten Entfernungen werden mit Kilometerzahlen im Zehntausenderbereich angegeben…

Alice Springs - Entfernungen zu Weltstädten - IMG_4156

Berlin ist quasi gleich um die Ecke...

Am Abend geht’s natürlich auf die Suche nach einem Platz zum Beobachten des Sonnenuntergangs. Unser Weg führt dabei über ein mit Spinifex-Gras bewachsenes Feld (das Zeug gedeiht so ungefähr überall im Outback) und während mein Blick in Richtung Horizont schweift, erspähe ich im Augenwinkel eine  Bewegung im kniehohen Gras.

Ich bleibe stehen – es sind zwei Kängurus! Die ersten, die ich während meiner gesamten Zeit in Australien in komplett freier Wildbahn sehe. Und das nur zwanzig Meter von mir entfernt!

Alice Springs - Känguru Collage - IMG_4295 4198 4202

Meine erste echte Wildlife-Känguru-Sichtung!

Mit diesem wunderbaren Erlebnis ging der erste von vier ereignisreichen Tagen zu Ende. Diese waren so ereignisreich, dass jeder von ihnen einen eigenen Blogeintrag verdient hat. Es wäre viel zu viel für einen einzigen.

Also freut euch auf die nächsten Episoden!