Oh mann, seit dem letzten Post sind tatsächlich schon wieder vier Monate vergangen! Unglaublich, dass wir es schon wieder so haben schleifen lassen (Ich fange den Artikel jetzt schon zum vierten Mal neu an!). Damals waren wir kurz vor Melbourne, jetzt haben wir es schon zum zweiten Mal wieder hinter uns gelassen.
Aber der Reihe nach…
Zum ersten Mal in Melbourne angekommen fuhren wir zu Wes und Marion – Christophs Gasteltern aus 2012.
Wir hatten uns per E-Mail vorher angekündigt und Tom, der jüngste Sohn, öffnete uns die Tür. Nach einem freudigen Empfang brachten wir unsere ganzen Sachen in ein freies Zimmer und machten uns auf den Weg zu Travellers Autobarn, um den Wagen abzugeben.
Anschließend begaben wir uns per Tram und U-Bahn ins Stadtzentrum und verbrachten die verblieben Stunden des Tages damit, dass Christoph mir schon mal ein paar Ecken Melbournes zeigte. Dabei waren natürlich die Flinders Street Station und die Block Arcade, zwei tolle Überbleibsel aus Melbournes ersten Tagen. Außerdem besuchten wir die State Libary, eine riesige Bibliothek mit einem unglaublich coolen Lesesaal!
So ging der Rest des Tages ziemlich schnell vorbei und mit ein paar leckeren jam donuts als Proviant machten wir uns auf den Rückweg in die Yendon Road.
Dort trafen wir auch endlich den Rest der Brenchflower-Familie, also Wes und Marion, die Töchter Isabel und Mikie und sogar Christoph sah ein Familienmitglied zum ersten Mal: Max, der während Christophs Austauschjahres in Japan war.
Nach dem Abendessen (wir wurden sogar bekocht!), bei dem wir von unseren bisherigen Erlebnissen erzählten, richteten wir uns in unserem Zimmer ein. Wes brachte noch eine Matratze herunter, die gerade so vor das Bett im Zimmer und halb unter einen Schreibtisch passte – jetzt kam man zwar nicht mehr so einfach durch die Tür, aber immerhin hatte jeder von uns eine Schlafmöglichkeit
Die nächsten Tage und Wochen beschäftigen wir uns damit, nach Autos zu suchen und schauten uns nach Jobs um, wenn auch eher halbherzig – der Plan war, ein Auto zu finden und abzudüsen.
Auch eine kostenlose, sehr interessante Stadtführung passte in unseren Zeitplan, bei der wir einige auch für Christoph neue Ecken Melbournes entdeckten.
Nach langem Durchsuchen von Gumtree – DIE Kleinanzeigen-Website Australiens – und ein paar Autobesichtigungen fanden wir endlich das passende Auto: einen Nissan Patrol 4×4 aus dem Jahr 1989 mit knapp 298.000 km auf dem Buckel und einem super Equipment (unter anderem eine Zweitbatterie mit allem nötigen Zubehör zum Einbau, ein elektrischer Kühlschrank, Fenstertönfolien und quasi sämtliche Kochutensilien), den wir für 3200$ ergatterten.
Am nächsten Tag begaben wir uns auf unsere erste richtige Fahrt: Wir gingen auf Sperrmüllsuche. Ja, ihr habt richtig gelesen. Wir fuhren jede Nebenstraße in der Gegend ab, um nach Möbeln aus Holz zu suchen, die sich zu einem Bett im Heck des Autos verarbeiten ließen. Denn wir hatten keinen Bock auf unseren zukünftigen Roadtrips ständig ein Zelt aufbauen zu müssen und auf den Sitzen zu schlafen hatten wir spätestens seit unserer Tour nach Melbourne als unbequem eingestuft.
Es dauerte gar nicht mal so lange bis wir gefunden hatten, was wir brauchten und bald begannen wir mit Wes Hilfe den Bau unseres Bettes.
Dann stand das Grauen eines jeden Backpackers mit eigenem Auto vor der Tür: die Inspektion fürs Roadworthy Certificate. Das australische Pendant zum TÜV in Deutschland muss nämlich nicht nur einmal jährlich zur Verlängerung der Registration bestanden werden, sondern auch, wenn man das Auto ummelden will.
Der Vorbesitzer hatte zwar vor wenigen Monaten eine solche Inspektion durchführen lassen, jedoch war das Zertifikat leider schon wieder ausgelaufen. Da die Überprüfung aber positiv verlaufen war, dachten wir uns, dass die Wiederholung kein wirklich schlechteres Ergebnis liefern sollte.
Ein paar Tage später warteten wir gespannt auf das Resultat. Schon der Anruf des Mechanikers ließ uns mit einem unguten Gefühl zurück – wir sollten “am besten mal vorbeikommen, um mit ihm über unser Auto zu sprechen”.
Also fuhren wir mit Wes zur Werkstatt und bekamen – mit der Rechnung über 210$ – eine Liste der Teile des Autos, die nicht straßentauglich waren.
Einziger Trost war, dass Wes meinte, er könne mit uns die Reparaturen vornehmen, wodurch wir nicht für die Arbeitsstunden eines Mechanikers (die einen ganz schön hohen Stundenlohn beziehen) zahlen mussten.
Unser nächster Halt war also “Patrolapart”, ein Laden, der speziell Patrol-Ersatzteile im Sortiment hat.
Die nächsten Tage verbrachten wir damit, am Auto zu arbeiten, wenn Wes von der Arbeit kam. Einen Vorteil hatte das Ganze zumindest: Wir lernten einiges über Autos
Die zweite Inspektion (die uns weitere 80$ kostete) erbrachte uns zum Glück das erhoffte Roadworthy Certificate und wir machten uns auf zur Meldestelle. Endlich konnten wir das Auto ummelden und die Registration verlängern! Naja, wäre da nicht dieser EINE Bankautomat in ganz Melbourne gewesen, der unsere Karten der Deutschen Bank nicht akzeptierte wodurch wir die 750$ für die Verlängerung nicht abheben konnten – da kommt Freude auf!
Wenigstens konnten wir den Wagen ummelden, nachdem Christoph noch einen dritten Adressnachweis bei der Bank geholt hatte.
Als wir es endlich geschafft hatten, unser Auto umzumelden, stand unserem ersten Roadtrip mit eigenem Auto fast nichts mehr im Wege – wir hatten nur noch ein kleines Platzproblem.
Das Auto war, wie oben schon erwähnt, mit ziemlich viel Kram gekommen und wir wollten versuchen so viel wie möglich mitzunehmen (man weiß ja nie, wann man so etwas noch einmal gebrauchen könnte…).
Da wir auch unseren Benzinkanister nicht im Auto haben wollten, waren wir fest entschlossen, ein roof rack (einen Dachgepäckträger) auf den Patrol zu montieren. Nach längerem Suchen stießen wir auf ein richtiges Schnäppchen: Auf Gumtree gab es ein roof rack für 20$ – wenn auch ohne Füße zur Dachmontage.
Trotzdem fuhren wir die knapp 50 km durch Melbourne und wurden dadurch belohnt, dass wir sogar noch einen Benzinkanister gratis dazubekamen
Die Füße schweißte Wes uns aus alten Poolstangen zusammen und schon hatten wir Platz für zwei Benzinkanister, eine übergroße Kühlbox – die wir eigentlich nicht brauchten, aber später noch gewinnbringend verkaufen wollten – und allerlei Krimskrams.
Als letztes tönten wir noch die hinteren Seitenscheiben mit Folie, die unser Vorgänger gekauft, aber scheinbar nie angebracht hatte, und schnitten aus einem alten Rollo Blenden für die Fenster zurecht.
Nach einem Monat in Melbourne verabschiedeten wir uns von Brenchflowers (natürlich nicht ohne uns ausgiebig für die Hilfe beim Autoumbau und die lange Beherbergung bedankt zu haben) und begaben uns auf unseren ersten richtigen Roadtrip mit eigenem Auto.
Unser Ziel: Sydney
P.S.: Mittlerweile haben wir nach unserer Reise nach Sydney schon die Bass Strait von Melbourne nach Tasmanien überquert und heute Hobart erreicht – in den nächsten Artikeln geht es aber natürlich mit unserem Trip nach Sydney weiter
Cheers, Daniel