Alice Springs ist vielen sicherlich wohlbekannt. Die Stadt im Herzen Australiens, die Oase in der Wüste, das Zentrum des Outbacks. Das stimmt größtenteils auch alles. Rundherum ist zwar nicht Nichts, aber auch nicht viel. Und so kann Alice (im Slang wird das Springs weggelassen) auch als ein Örtchen von 22.000 Einwohnern von sich behaupten, die bedeutenste Siedlung im Umkreis von 1.200 Kilometern zu sein.
Alice Springs war für mich, meine Eltern, meine Schwester und zehn andere Mitreisende der Ausgangspunkt einer genialen Red-Center-Tour. Drei Tage Outback. Es war absolut fantastisch. So sehr, dass ich jedem Tag einen eigenen Blogeintrag widmen werde. Jeder einzelne hat es verdient.
Australien – das sind Dimensionen, die man sich als Europäer gar nicht richtig vorstellen kann. Ein Flug von Melbourne nach Alice Springs bringt einen zwar durch den halben Kontinent – aber für diese Strecke braucht man geschlagene zweieinhalb Stunden. Von Frankfurt aus wäre man schon über fünf Länder hinweg…
Alice empfängt uns mit strahlendem Sonnenschein, wie vermutlich 350 Tage im Jahr. Das einzige, was nicht so richtig zum Bild passt, ist das Thermometer. Es zeigt nur knappe 14 Grad.
Das hält uns aber natürlich nicht davon ab, von unserem Desert Palms Resort aus einen Erkundungsspaziergang zu unternehmen. Der Weg führt quer durch das Flussbett des Todd Rivers – was aber kein Problem ist, da dieser eh nur ein paar Tage im Jahr mit Wasser gefüllt ist. Also baute man die Straße mitten hindurch. Warum auch nicht.
Auf eben diesem Fluss findet alljährlich die Henley-on-Todd-Regatta statt. Dabei versuchen die Mannschaften, ihre bodenlosen Boote möglichst schnell über die Ziellinie zu bekommen. Anstatt zu rudern oder zu segeln wird jedoch getragen. Die Ausrichter sind gegen Wasser im Fluss versichert – es ist die einzige Regatta, die einmal wegen Überschwemmung auf der Strecke abgesagt werden musste. Steht im Guinnessbuch der Rekorde.
Wir folgen den Schildern mit der Aufschrift “Central Business District” (CBD), welche uns schlussendlich ebendort hinführen. Die Bezeichnung als CBD ist jedoch eher mit Humor zu verstehen: In Melbourne ist das die Gegend, wo die ganzen Hochhäuser stehen – in Alice ist das die Gegend, wo überhaupt Geschäftshäuser stehen.
Die Einkaufsstraße von Alice nennt sich Todd Mall und beherbergt so ungefähr sämtliche größere Geschäfte, darunter den einzigen McDonalds im Umkreis von 600 Kilometern. Outback-Flair verbreitet jedoch eher ein anderes Lokal: Bojangles Saloon. Erbaut aus Holz, inklusive schattenspendendem Veranda-Vorbau und original Saloon-Schwingtüren.
Weiter im Stadtzentrum von Alice befindet sich ein Wegweiser, der die Richtung zu den größten Metropolen der Welt anzeigt. Hier bekommt man einen Eindruck davon, wie abgeschieden dieser Ort eigentlich liegt – die meisten Entfernungen werden mit Kilometerzahlen im Zehntausenderbereich angegeben…
Am Abend geht’s natürlich auf die Suche nach einem Platz zum Beobachten des Sonnenuntergangs. Unser Weg führt dabei über ein mit Spinifex-Gras bewachsenes Feld (das Zeug gedeiht so ungefähr überall im Outback) und während mein Blick in Richtung Horizont schweift, erspähe ich im Augenwinkel eine Bewegung im kniehohen Gras.
Ich bleibe stehen – es sind zwei Kängurus! Die ersten, die ich während meiner gesamten Zeit in Australien in komplett freier Wildbahn sehe. Und das nur zwanzig Meter von mir entfernt!
Mit diesem wunderbaren Erlebnis ging der erste von vier ereignisreichen Tagen zu Ende. Diese waren so ereignisreich, dass jeder von ihnen einen eigenen Blogeintrag verdient hat. Es wäre viel zu viel für einen einzigen.
Also freut euch auf die nächsten Episoden!