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Kategorie: Austauschjahr
AUSTAUSCHJAHR

Bisher hab ich ja vor allem viel davon erzählt, was man rund um Perth herum so machen kann. Aber natürlich gibt es auch in der Stadt selbst einiges zu sehen. :D

Zum Beispiel gibt es den Kings Park. Das ist ein circa vier Quadratkilometer großer Botanischer Garten unweit der Innenstadt, in dem man viele verrückte, in Australien heimische Pflanzen bewundern kann. Auf seinen weiten Flächen mit vielen schattenspendenden Bäumen und hübschen Parklandschaften lädt er vor allem am Wochenende viele zum Relaxen ein.

Kangaroo Paw - Western Australia Floral Emblem - IMG_6343

Beispielsweise ist diese Pflanze, die Kangaroo Paw, Western Australias offizielles "florales Emblem".

Wenn man dann durch die eigentliche Innenstadt läuft, fällt einem eines sofort auf: Sie gefällt einem viel besser als die von Melbourne. Sie ist nämlich schlicht und ergreifend eine reine Fußgängerzone, während durch Melbournes CBD ständig Trams und Autos rollen. Hier in Victorias Hauptstadt ist man dauernd auf den schmalen Bürgersteigen eingezwängt – dort in Western Australias Capitale kann man auf  b r e i t e n Boulevards entlang schlendern.

Während man also so gemütlich durch die Stadt schlendert und ganz nichtsahnend in die nächste Gasse einbiegt, findet man sich plötzlich wie in einer Zeitreise wieder. Auf einmal wird alles deutlich enger und links und rechts ragen nun mehrstöckige Häuser empor – im Fachwerkstil. Würden nicht überall australische Flaggen von den Häusern hängen, würde man meinen, im London der 1800er Jahre gelandet zu sein.

Perth London Court - HDR 6525-6527 - Photorealistic HC RG

Plötzlich im London der 1800er?!

Und tatsächlich: Diese Gasse nennt sich London Court. Den schmalen Weg säumen zwar neben Cafes und Geschäften für alles Mögliche auch jede Menge Souvenirläden, Aborigine-Kunstgalerien und Geldwechsler, aber trotzdem fühlt man sich hier wohl – es herrscht eine angenehme und freundliche Atmosphäre.

Und wenn man sich jetzt fragt: “Warum zum Teufel ist da plötzlich eine Londoner Gasse mitten in Perth?!”, dann lautet die Antwort: “Weil sie’s können!” In Western Australia wird eine ganze Menge Resourcen gefördert, in der dortigen Erde findet sich von Eisen, Kupfer und Nickel über Uran bis hin zu Gold und Diamanten so gut wie alles. Und obwohl das allermeiste davon weit entfernt abgebaut wird, haben die meisten Unternehmen ihren Sitz in Perth.

Im Jahre 1937 dachte sich dann ein durch Gold reich gewordener Mann, dass man doch mal eine Londoner Gasse hochziehen könnte – so geschah es und so können wir heute diese schicke, im elisabethanischen Stil errichtete Straße genießen. Mehr zum London Court gibt’s hier.

Perth London Court Clock - IMG_6511

Über dem Eingang befindet sich diese schicke Uhr, die zur vollen Stunde nicht nur läutet, sondern auch Ritter gegeneinander kämpfen lässt.

Wenn man nach ein-, zweihundert Metern am anderen Ende der Gasse angekommen ist, hört diese genau so abrupt auf, wie sie angefangen hat und man findet sich wieder im relativ gesehen doch recht regen Betrieb der Haupteinkaufsstraße wieder…

Genau wie Melbourne erstrecken sich auch Perths Suburbs über dutzende Kilometer – man hat hier nunmal Platz, und den nutzt man auch aus. (Besonders verdeutlicht wird das dadurch, dass es außerhalb des CBDs so gut wie keine mehrstöckigen Häuser gibt.) Knapp 20 Kilometer nordwestlich der City also, in einer Gegend nicht weit von “meinem” Suburb Edgewater, liegt Hillarys Boat Harbour.

Perth - Sunset over Hillarys Boat Harbour - IMG_6943

Die eigentliche Bestimmung dieses Hafens ist natürlich, seinen Booten einen sicheren Platz zum Anlegen zu bieten.

Inzwischen haben sich aber diverse Geschäfte und insbesondere jede Menge Cafes und Restaurants dort angesiedelt, sodass dies zur De-facto-Hauptaufgabe geworden ist. Bei einem schönen Kaffee oder wahlweise jedem anderen nur erdenklichen Heiß- oder Kaltgetränk kann man hier am Wasser sitzen und den Tag genießen. Ich kann mir vorstellen, dass das besonders in den Sommermonaten sehr beliebt ist, schließlich sind hier in dieser Zeit 40 Grad keine Seltenheit.

Perth - Breakwater Cafe at Hillarys Boat Harbour - IMG_6948

Eines der vielen stylischen Cafes in Hillarys.

Bei unserem Besuch war es zwar nur ein lauer Abend um die 18 Grad, aber da konnte man bereits die Atmosphäre spüren, die dieser Ort wohl im Sommer versprüht.

Wenn man dagegen ein wenig in Richtung Süden fährt, kommt man in die Stadt Fremantle. De facto ist es inzwischen ein Stadtteil von Perth, denn eine geographische Abgrenzung ist schon nicht mehr möglich, so sehr sind sie ineinander hineingewachsen. Aber wenn man den Bewohnern von Freo – so der Spitzname – DAS sagt, dann ist das keine gute Idee. Die bestehen nämlich darauf, dass sie was Eigenes sind. SEHR alternative Leute da ;-)

Wie auch immer, ausgerechnet an dem Tag, an dem ich mir diesen Ort angesehen habe, war schlechtes Wetter. Und zu allem Überfluss waren an jenem Mittwoch (wie immer mittwochs…) auch noch die Freo Markets geschlossen, das fremantle’sche Pendant zum melbourne’schen Queen Victoria Market. Kurzum: Es war ein eher semi-erfolgreicher Tag.

Aber ich hab ein ordentliches Foto:

Fremantle Town Hall - HDR 6455-6457 Surrealistic

Hier ist es als HDR natürlich ein bisschen überzogen, aber ungefähr so hat das Wetter subjektiv ausgesehen...

Naja, insgesamt war Perth aber (wie ich ja schon “ein paar Mal” gesagt habe) absolut SPITZE – es hat sich voll gelohnt, den weiten Weg auf die andere Seite des Kontinents zu machen! :-)

AUSTAUSCHJAHR

Man glaubt es kaum, aber am letzten Samstag – das war der 6. Oktober – bin ich ein Jahr älter geworden! :) Nun darf ich stolz verkünden, dass ich bereits 17 (!) Jahre “auf dem Buckel habe”. Obwohl das im Vergleich zu 16 nicht wirklich was ändert. :D

Auf meinen Wunsch hin hatten wir Italienisch zu Abend gegessen, und da ich mich nicht für eine der vielen Pizzen entscheiden konnte, habe ich halt Lasagne gewählt ;)

17. Geburtstag - Kerzen auf Kuchen - IMG_7314

Außerdem hab ich nen Kuchen bekommen! :-)

Ansonsten war es ein ganz normaler Ferientag mit lange Schlafen, lange Frühstücken, lange Duschen, lange Geburtstagsglückwünsche auf Facebook beantworten etc. Meine lieben Eltern haben mir via Skype ein Geburtstagsständchen gesungen und vor zwei Tagen ist dann endlich – wenn auch verspätet, aber besser als nie – ein Päckchen für mich eingetroffen. Darin: Eine Karte und zwei ziemlich coole T-Shirts, womit ich jetzt unter anderem verkünden kann:

17. Geburtstag - T-Shirt I am the future - IMG_7325-2

I AM THE FUTURE! :D

Mit meinen hiesigen Freunden wird demnächst noch gefeiert, die Planung hat bei dem ganzen Perth-und-Umgebung-Angucken etwas zurückstecken müssen. ;-) Und auf irgendeine Art und Weise wird auch mit meinen heimischen Freunden noch gefeiert werden! :**

AUSTAUSCHJAHR

Australien ist wohl das 4WD-Land schlechthin. Steile Sanddünen, rutschige Matschpartien, steinige Anstiege, tiefe Flusskreuzungen – all diese Widrigkeiten der Natur erschweren von Zeit zu Zeit das Durchkommen. Besonders im Outback ist ein Allradfahrzeug auf vielen Strecken ein Muss, ansonsten steckt man schlicht fest.

All das kannte ich bisher nur aus Erzählungen. Von Internet-Seiten. Aus YouTube-Videos. Aber endlich sollte es real werden.

Es war der Samstag vor einer Woche, der mein Leben von Grund auf verändern mich in diese Welt einführen sollte. Joachim startete – mit mir auf dem Beifahrersitz des Nissan Navara – zum Powerlines Track.

An der Tankstelle, an der wir nochmal unsere Dieselvorräte auffüllten, stießen noch ein paar Begleiter zu uns: Sein Sohn Dean mit den Enkeln Kieran (11) und Conor (7) im Toyota Landcruiser sowie sein Freund Simon mit dessen Toyota Hilux.

4WD Powerlines - Convoy on Dirt Road - IMG_6559

Unsere Kolonne auf der Dirt Road

Bereits nach einer knappen Stunde Fahrt aus der Millionenmetropole Perth heraus fanden wir uns mitten im australischen Busch wieder. An der nächsten Kreuzung links ging es auf eine Straße, die nicht mehr aus Asphalt, sondern nur noch aus plattgewalzter Erde bestand.

Nach wenigen Kilometern auf dieser dirt road hielten wir an um die Luft aus den Reifen zu lassen. Natürlich nicht komplett, aber ein bisschen mehr als die Hälfte musste schon raus: von 40 auf 18 psi. Ansonsten würde nämlich der steinige Track, der vor uns lag, den Reifen nicht wirklich gut bekommen und wir hätten ziemlich bald einen Platten.

Dann links abgebogen auf einen mehr oder weniger eindeutig zu erkennenen Weg – und los ging’s!

Schnell wurde mir auch klar, warum dieser Track so heißt: Er folgt den Powerlines – zu deutsch etwa Strommasten – von Mundaring nach York; und seine eigentliche Bestimmung ist, den Elektrikern einen Zugang für eventuell nötige Reparaturen zu bieten. Aber er wird von der lokalen 4WD-Community fleißig zweckentfremdet :D

4WD Powerlines - View over part of track - IMG_6754-2

Die (schwach zu erkennende) Stromleitung geht schnurgerade durch; und untendrunter windet sich der Track entlang.

Die erste Challenge für die Wagen ist ein Wasserloch mit ganz ordentlicher Tiefe – die Reifen verschwinden fast komplett unter der Oberfläche. Es gibt zwar um die allermeisten Hindernisse auch eine “Umgehungsroute” (im “Fachjargon” nennt man sie chicken runs :D ), aber Joachim will mir natürich zeigen, durch was so ein 4WD alles durchfahren kann. Und tatsächlich: Im Allradmodus, zweiter Gang Low Range und Front- sowie Rear-Lockern drin schnurren wir sanft durch das Loch :)

Dean fährt drumherum – er braucht seinen Wagen täglich um zur Arbeit zu fahren, will also nicht allzuviel riskieren. ;) Simon hat zwar keine Diff-Locker drin, was die Sache ein bisschen schwieriger macht, will aber auch durchfahren und muss entsprechend etwas mehr Gas geben, um nicht stecken zu bleiben. Das ist zwar nicht so gut für den Wagen, ergibt aber eine schön anzusehende spritzende Welle!

4WD Powerlines - Waterhole - IMG_6549-2

Sieht flach aus, wird in der Mitte aber ganz schön tief!

Von hier an erzähl’ ich dann mal anhand von Fotos:

Das war also meine erste 4WD-Tour! Nur eine knappe Stunde aus Perth raus kann man schon ordentlich das australische Outback erleben. Ich kann wohl sagen, dass mich das Fieber gepackt hat und das jetzt auch auf meiner Bucketlist steht – für dann, wenn ich in dieses tolle Land zurück komme! :)