Nach einem erfolgreichen Frisörbesuch machten wir uns durch den Brisbaner Großstadtverkehrs-Dschungel auf den Weg Richtung Süden. Weit würden wir heute nicht mehr kommen, zumal wir uns noch bei Aldi mit Lebensmitteln für die Woche eindecken wollten, aber eine erste Stunde Fahrt wollten wir schon mal hinter uns bringen.
Am Anfang hatten wir noch den Plan, uns zum Übernachten einfach irgendwo ans Ende einer Anwohnerstraße zu stellen, wo eh Sackgasse ist und wir hoffentlich niemanden stören wurden — aber diese verwarfen wir recht schnell, da sich alle Plätze, die wir ausprobierten, als Waldzuwege entpuppten. Und wer weiß, wer da doch noch durchmusste oder wie viele Jogger uns am Morgen ins Fenster gucken würden… Die immer stärker werdende Dunkelheit machte uns die Sache natürlich nicht einfacher.
Schließlich schauten wir in die App WikiCamps, die wir für diesen Zweck vor ein paar Tagen extra gekauft hatten. Dort stellen viele Reisende wie wir die besten Plätze ein, an denen man kostenlos übernachten kann. Nach etwas Suchen fanden wir den Tully Memorial Park und parkten ganz am Ende der Auffahrt. Im Funzellicht unserer bei Kmart im Sonderangebot erstandenen Lampe verspeisten wir noch schnell ein bisschen belegtes Baguette, bevor es in die Heia ging.
Die erste Nacht im Auto war grausam. Wir hatten zwar jede Menge Kochutensilien mitbekommen, zum Schlafen aber nur zwei dünne Isomatten zur Verfügung. Wir klappten also die Rücksitze um und streckten uns im Kofferraum aus. An jeder Stelle drückten die Metallteile in den Rücken und zu allem Überfluss war es auch noch eine ziemlich kühle Nacht. Nach gefühlt mehr Wachliegen als Schlafen waren wir geradezu erleichtert, als der Morgen endlich graute…
Jetzt im Tageslicht sah man, dass wir unseren Übernachtungsort eigentlich ganz gut ausgewählt hatten, es war eine abseits gelegene Sportanlage mit Footy-Feld, gleich um die Ecke befanden sich ordentliche öffentliche Toiletten und direkt neben uns standen sogar einige Picknicktische, die wir glatt für unser Frühstück nutzten.
Heute wollten wir erstmal Kilometer reißen, damit wir in den Tagen darauf ohne großen Druck das eine oder andere angucken können. Wir fuhren also auf dem Pacific Highway immer gen Süden…
Eine Attraktion wollten wir uns heute gönnen, den Clarence River Lookout. Auf WikiCamps hatte den jemand empfohlen, es gäbe dort “beautiful vistas over the Clarence River estuary”. Und so war’s auch, bei feinstem Wetter konnten wir den Blick weit über das Delta hinweg bis zum Ozean schweifen lassen und die Schönheit der Landschaft bestaunen. Wenn man sich das Meer wegdenkt, sah es fast so aus wie in nem deutschen Mittelgebirge
Vor dieser Kulisse bauten wir unseren Gaskocher auf, um uns fix einige Pfannkuchen als Mittagssnack zuzubereiten:
Das dauerte leider eeeewig, wodurch wir dooferweise im Zeitplan ziemlich zurückfielen. Unseren für heute geplanten Übernachtungsort würden wir vor Einbruch der Dunkelheit kaum noch erreichen — und allzu lange wollten wir eigentlich nicht durch die Nacht fahren, ist sie doch die bevorzugte Stunde der Kängurus und sämtlichem anderen Wildlife, das gerne mal zum ungünstigsten Zeitpunkt die Straßenseite wechseln will…
Auf WikiCamps suchten wir uns also einen Ersatzort, der circa 150 Kilometer dichter dran lag, und wollten diesen ansteuern. Diesem Plan machte allerdings eine Baustelle einen Strich durch die Rechnung, denn “dank” ihr konnten wir an dieser Stelle nicht vom Highway abbiegen — und einen anderen Weg dorthin gab es nicht (man darf sich “Highways” in Australien nicht zu sehr wie deutsche Autobahnen vorstellen — manchmal sind sie das, aber oft genug sind es eigentlich eher bessere Landstraßen, von der durchaus viele kleine Abzweigungen abgehen).
Mittlerweile wurde es schon arg dunkel und wir (und unsere Bäuche) wollten endlich ankommen. Auf WikiCamps entdeckten wir als nächsten Eintrag entlang des Highways die “Kundabung Community Hall”, auf deren Gelände man frei campen darf. Eine kleine Stichstraße entlang kamen wir über eine Eisenbahnstrecke, und dann stand sie dort auch schon, die Community Hall: Mitten im Nirgendwo, kein wirkliches Licht weit und breit, nur durch einige Fugen in der Holzwand drang ein bisschen Licht. Das war schon ziemlich unheimlich, ganz allein bei wildfremden Leuten, und beinahe wären wir weitergefahren, um doch noch einen anderen Spot aufzusuchen. Ein Glück, dass wir es nicht getan haben, sondern uns stattdessen dazu entschlossen, drinnen erstmal Hallo zu sagen.
Uns empfingen vier fünf Locals, die bei einem Gläschen Wein und Chips ein paar Partien Dart spielten, um am Freitagabend die Langeweile zu vertreiben. Zwei andere deutsche Backpacker waren schon teil der Gesellschaft, und so wurden wir ebenso sehr herzlich begrüßt und sofort hereingebeten, man bat uns ein paar Snacks an und man machte sich bekannt. Wir wurden eingeladen, unseren Gaskocher doch einfach hier drinnen aufzubauen, was wir dankend annahmen. Mit Licht, Wärme und fließend Wasser lässt sich ein Abendessen doch bedeutend leichter zubereiten
Bei der nächsten Partie Dart wurden wir in die Punktetabelle mit aufgenommen und versuchten — wenn auch natürlich ohne Chance — wenigstens ein paar Punkte zu erzielen. Nebenbei aßen wir unser mariniertes Hähnchen mit Reis und schnackten nett mit den Leuten. Hier in Kundabung, das ist echte Outback-Gastfreundschaft. Wahrscheinlich sind die Leute froh, dass mal jemand vorbeischaut Aber echt klasse! (Y)