Header von beutelpost.de - Beutelpost - Christoph schreibt aus Australien

Nach einem erfolgreichen Frisörbesuch machten wir uns durch den Brisbaner Großstadtverkehrs-Dschungel auf den Weg Richtung Süden. Weit würden wir heute nicht mehr kommen, zumal wir uns noch bei Aldi mit Lebensmitteln für die Woche eindecken wollten, aber eine erste Stunde Fahrt wollten wir schon mal hinter uns bringen.

Am Anfang hatten wir noch den Plan, uns zum Übernachten einfach irgendwo ans Ende einer Anwohnerstraße zu stellen, wo eh Sackgasse ist und wir hoffentlich niemanden stören wurden — aber diese verwarfen wir recht schnell, da sich alle Plätze, die wir ausprobierten, als Waldzuwege entpuppten. Und wer weiß, wer da doch noch durchmusste oder wie viele Jogger uns am Morgen ins Fenster gucken würden… Die immer stärker werdende Dunkelheit machte uns die Sache natürlich nicht einfacher.

Schließlich schauten wir in die App WikiCamps, die wir für diesen Zweck vor ein paar Tagen extra gekauft hatten. Dort stellen viele Reisende wie wir die besten Plätze ein, an denen man kostenlos übernachten kann. Nach etwas Suchen fanden wir den Tully Memorial Park und parkten ganz am Ende der Auffahrt. Im Funzellicht unserer bei Kmart im Sonderangebot erstandenen Lampe verspeisten wir noch schnell ein bisschen belegtes Baguette, bevor es in die Heia ging.

Die erste Nacht im Auto war grausam. Wir hatten zwar jede Menge Kochutensilien mitbekommen, zum Schlafen aber nur zwei dünne Isomatten zur Verfügung. Wir klappten also die Rücksitze um und streckten uns im Kofferraum aus. An jeder Stelle drückten die Metallteile in den Rücken und zu allem Überfluss war es auch noch eine ziemlich kühle Nacht. Nach gefühlt mehr Wachliegen als Schlafen waren wir geradezu erleichtert, als der Morgen endlich graute…

Jetzt im Tageslicht sah man, dass wir unseren Übernachtungsort eigentlich ganz gut ausgewählt hatten, es war eine abseits gelegene Sportanlage mit Footy-Feld, gleich um die Ecke befanden sich ordentliche öffentliche Toiletten und direkt neben uns standen sogar einige Picknicktische, die wir glatt für unser Frühstück nutzten.

Heute wollten wir erstmal Kilometer reißen, damit wir in den Tagen darauf ohne großen Druck das eine oder andere angucken können. Wir fuhren also auf dem Pacific Highway immer gen Süden…

Eine Attraktion wollten wir uns heute gönnen, den Clarence River Lookout. Auf WikiCamps hatte den jemand empfohlen, es gäbe dort “beautiful vistas over the Clarence River estuary”. Und so war’s auch, bei feinstem Wetter konnten wir den Blick weit über das Delta hinweg bis zum Ozean schweifen lassen und die Schönheit der Landschaft bestaunen. Wenn man sich das Meer wegdenkt, sah es fast so aus wie in nem deutschen Mittelgebirge ;)

Vor dieser Kulisse bauten wir unseren Gaskocher auf, um uns fix einige Pfannkuchen als Mittagssnack zuzubereiten:

Das dauerte leider eeeewig, wodurch wir dooferweise im Zeitplan ziemlich zurückfielen. Unseren für heute geplanten Übernachtungsort würden wir vor Einbruch der Dunkelheit kaum noch erreichen — und allzu lange wollten wir eigentlich nicht durch die Nacht fahren, ist sie doch die bevorzugte Stunde der Kängurus und sämtlichem anderen Wildlife, das gerne mal zum ungünstigsten Zeitpunkt die Straßenseite wechseln will…

Auf WikiCamps suchten wir uns also einen Ersatzort, der circa 150 Kilometer dichter dran lag, und wollten diesen ansteuern. Diesem Plan machte allerdings eine Baustelle einen Strich durch die Rechnung, denn “dank” ihr konnten wir an dieser Stelle nicht vom Highway abbiegen — und einen anderen Weg dorthin gab es nicht (man darf sich “Highways” in Australien nicht zu sehr wie deutsche Autobahnen vorstellen — manchmal sind sie das, aber oft genug sind es eigentlich eher bessere Landstraßen, von der durchaus viele kleine Abzweigungen abgehen).

Mittlerweile wurde es schon arg dunkel und wir (und unsere Bäuche) wollten endlich ankommen. Auf WikiCamps entdeckten wir als nächsten Eintrag entlang des Highways die “Kundabung Community Hall”, auf deren Gelände man frei campen darf. Eine kleine Stichstraße entlang kamen wir über eine Eisenbahnstrecke, und dann stand sie dort auch schon, die Community Hall: Mitten im Nirgendwo, kein wirkliches Licht weit und breit, nur durch einige Fugen in der Holzwand drang ein bisschen Licht. Das war schon ziemlich unheimlich, ganz allein bei wildfremden Leuten, und beinahe wären wir weitergefahren, um doch noch einen anderen Spot aufzusuchen. Ein Glück, dass wir es nicht getan haben, sondern uns stattdessen dazu entschlossen, drinnen erstmal Hallo zu sagen.

Uns empfingen vier fünf Locals, die bei einem Gläschen Wein und Chips ein paar Partien Dart spielten, um am Freitagabend die Langeweile zu vertreiben. Zwei andere deutsche Backpacker waren schon teil der Gesellschaft, und so wurden wir ebenso sehr herzlich begrüßt und sofort hereingebeten, man bat uns ein paar Snacks an und man machte sich bekannt. Wir wurden eingeladen, unseren Gaskocher doch einfach hier drinnen aufzubauen, was wir dankend annahmen. Mit Licht, Wärme und fließend Wasser lässt sich ein Abendessen doch bedeutend leichter zubereiten ;-)

Bei der nächsten Partie Dart wurden wir in die Punktetabelle mit aufgenommen und versuchten — wenn auch natürlich ohne Chance — wenigstens ein paar Punkte zu erzielen. Nebenbei aßen wir unser mariniertes Hähnchen mit Reis und schnackten nett mit den Leuten. Hier in Kundabung, das ist echte Outback-Gastfreundschaft. Wahrscheinlich sind die Leute froh, dass mal jemand vorbeischaut ;) Aber echt klasse! (Y)

Gestern hatten wir ja wie berichtet zunächst völlig planlos im Aussie Way Hostel eingecheckt, um dann durch puren Zufall an deren schwarzen Brett das Angebot einer Autovermietung zu entdecken, ihre Mietwagen nach Melbourne zu überführen — für uns natürlich die perfekte Gelegenheit, für sehr wenig Geld dort hin zu kommen, wo Christophs ehemaliger Gastvater uns dabei helfen könnte, ein eigenes Auto zu finden!

Gerade eben waren wir also bei Travellers Autobarn und haben unseren Wagen abgeholt! Es ist ein Ford Falcon Station Wagon, quasi der Passat Australiens, und wir bekommen sogar noch einiges an Camping-Equipment mit dazu. Und der super nette Australier, der uns den Deal gemacht hat, hat uns sogar noch zwei Tage extra Zeit gegeben, die 1800 Kilometer von Brisbane nach Melbourne zu schaffen, sodass wir jetzt wohl sogar Zeit haben werden, entlang der Strecke zumindest ein bisschen zu stoppen und uns ein paar Dinge anzugucken. Dafür haben wir auch versprochen den Kundenservice in Brisbane mit der Bestnote zu bewerten, sobald wir in Melbourne das Auto wieder abgegeben haben ;)

Bezahlen tun wir für das Leihen des Autos GAR NIX (eigentlich würden pro Tag 3 Euro fällig, weil wir natürlich beide als Fahrer eingetragen werden wollen, aber die haben vergessen uns das abzukassieren :D ) Unsere Karre ist in nem ganz ‘OKen’ Zustand; man merkt, dass es eine Budget-Vermietung ist, die auf Backpacker ausgerichtet ist und wo es auf den einen oder anderen Kratzer nicht wirklich ankommt.

Das einzige Risiko: 2500 Dollar Kaution. Hoffen wir mal, dass uns nicht (schon wieder) ein Känguru vor die Motorhaube springt…

Nun geht’s hier in Brisbane noch fix zum Frisör, das wird nach mindestens 11 Wochen (!!!) nämlich mal dringend nötig ;) Und dann geht’s ab auf die Straße, immer Richtung Süden, auf den ersten eigenen Roadtrip! Die erste Nacht im Auto steht uns bevor, mal sehen wie die so wird :)

Nachdem wir die letzte Woche über eine coole Zeit bei Emerald verbracht haben, sitzen wir nun in einem kleinen, aber super schnuckeligen Hostel (mit dem treffenden Namen “Aussie Way Backpackers”) in Brisbanes Innenstadt — Emerald wird am Wochenende Freunde zu Besuch haben, da haben wir die Gästezimmer natürlich sofort geräumt. Klingt erstmal nach einer schlechten Entwicklung, doch vermutlich war es das Beste, was uns passieren konnte. Aber erzählen wir mal der Reihe nach.

Aussie Way Backpackers Hostel Brisbane

Das "Aussie Way Backpackers" -- wir haben verpennt, es abzulichten, aber zum Glück gibt's ja Google StreetView ;-)

Gleich am nächsten Tag nach unserer Ankunft hatten wir die erste Verabredung, um ein Auto anzusehen. Zwei französische Backpacker wollten ihren Mitsubishi Pajero 4WD verkaufen, mit eingebautem Bett im Kofferraum und einem Roof Top Tent auf dem Dach. Das Auto fuhr sich gut, und der Preis war, wenn man alle Extras wie zum Beispiel dieses Zelt miteinberechnet, ziemlich ordentlich. Wir waren sehr begeistert von dem Gefährt und hätte die Bank nicht schon zu gehabt, hätten wir es wahrscheinlich auf der Stelle gekauft.

So hatten wir aber sozusagen “notgedrungen” noch ein paar Tage Bedenkzeit. Und da fiel uns auf: Der Preis war für die ganzen Extras zwar gut — aber eigentlich brauchen wir eben diese ganzen Extras überhaupt nicht.

Als wir Emerald von unserem Fund erzählten und sagten, dass da mindestens 2000 Dollar an Camping-Equipment drin verbaut seien, nahm sie uns mit zu Kmart, eine Ladenkette, die quasi ein Misch aus IKEA, Kik und Karstadt ist: Es gibt alles was man im und ums Haus so braucht, und zwar billig. Dort stellten wir fest: Alles, was wir benötigen, um aus einem leeren Auto ein Campingmobil zu machen, ist für eine Summe von weniger als 500 Dollar zu haben — ein großes Einsparpotential. ;)

Wir sagten den Frenchies also ab und machten uns in den nächsten Tagen auf den Weg zur Magic Mile. Das ist ein relativ berühmter Abschnitt brisbaner Vorort-Hauptstraße, an der sich circa einen Kilometer lang Autohändler an Autohändler reiht. Dort sahen wir uns an, was es auf dem Markt denn eigentlich so alles gibt. Kaufen wollten wir aber eher von privat, um noch ein paar Hundert Dollar mehr zu sparen. Blöd nur, dass wir feststellten, dass wir von Autos eigentlich Null Ahnung haben… :/

Doch unser Ass im Ärmel war ja immer noch Christophs ehemaliger Gastvater in Melbourne: Der war früher mal Kfz-Mechaniker, kennt sich also ziemlich gut mit der Materie aus. Und uns kam der Gedanke, ggf. nach Melbourne zu wechseln, um uns dort vom Experten vor Ort beraten zu lassen. Doch so kurzfristig gebuchte Flüge würden mit mindestens 100 Dollar pro Nase zu Buche schlagen, zuzüglich Gebühren für’s Gepäck, und davon schleppen wir ja so einiges mit uns rum…

Und hier schließt sich jetzt der Kreis, warum das Hostel wahrscheinlich das Beste war, was uns passieren konnte: Am schwarzen Brett sahen wir den Aushang einer Autovermietung. Diese hatte offenbar viel zu viele Autos in Brisbane, dafür aber viel zu wenige in Cairns und — MELBOURNE! Der Deal ist also der: Wer innerhalb von vier Tagen den Wagen von Brisbane nach Melbourne relocated, bekommt die Miete umsonst und sogar noch eine kostenlose Tankfüllung obendrein!

Kleines Poster, große Wirkung!

Eine fixe Kalkulation ergab: Je nach Spritverbauch des zu überführenden Autos sollten wir nicht viel mehr als 200 Dollar für Benzin ausgeben, würden also billiger dabei weg kommen als mit Flugtickets, könnten unseren ganzen Krempel einfach in den Kofferraum schmeißen und bekämen sogar noch einen echten Roadtrip gratis mit dazu! :)

Morgen früh machen wir uns also “first thing in the morning” auf den Weg zu Travellers Autobarn, um uns diesen Deal zu schnappen. Melbourne, wir kommen!!!!!!