Es weihnachtet sehr, denn langsam aber sicher nähern wir uns dem ersten Advent und auch auf der Südhalbkugel dieser Erde steht der 25. Dezember dick und fett im Kalender. Allerdings weihnachtet es gleizeitig auch wieder ganz und gar nicht – zumindest in meinem Kopf passen kurze Hosen und wollige Weihnachtsmann-Mützen nämlich irgendwie nicht zusammen.
Seit circa einer Woche ist die Hauptstraße meines Suburbs Carnegie mit wunderbaren, tiefroten Girlanden geschmückt, die in der Sonne glitzern und auch noch mit bunten Sternen ausgestattet sind. Die sonnenbebrillten Menschen darunter passen allerdings nicht so richtig ins Bild, und auch die mit Sternen zu erhellende Finsternis ist erst spät abends auszumachen.
Wenn man von der Straße in einen Supermarkt abbiegt, trifft man auf ziemlich genau die gleichen Dinge und Motive, mit denen man aus Europa vertraut ist: Weihnachtsbäume mit jeder Menge Schmuck, allerhand Schokoladiges und winterlich gestaltete Szenerien.
Zu blöd, dass die Bäume aus Plastik sind (weil echte noch viel schneller zu Gerippen würden als bei uns und Australiens Nadelwald-Bestand eher bescheiden ist), die Schokolade vor dem Schmelzen bewahrt werden muss und man bereits beim Anblick dicker Wintermäntel einen mittelschweren Schweißausbruch erleidet.
Ich stand heute buchstäblich mit offenem Mund in der temporären Weihnachtsabteilung und wusste nicht, was ich denken sollte. Es ist einfach so… gegensätzlich! Lechzen nach kühlen Getränken und gleichzeitig Rentier-Muster auf allen Verpackungen. Es fühlt sich einfach falsch an.
Ein paar Impressionen:
Dieser Supermarkt ist der Ort, wo ein frisches Weihnachten beginnt. Okay.
Am 25. Dezember soll Santa Claus die Geschenke bringen – mit seiner Pudelmütze kommt er mir aber reichtlich verirrt vor.
Was man aus Naturalien nicht bauen kann, muss man eben aus saisonalen Notwendigkeiten herstellen.
Süßigkeiten kommen trotz Hitze in dicken Winterstiefeln, deren Flauschigkeit angesichts der Temperaturen beängstigend ist.
Ebenso sind die (Keramik)-Lebkuchenhäuser mit Schnee bedeckt. Weiße Flocken sah man in Melbourne zuletzt 1986.
Dementsprechend treibt es dieser Shop auf die Spitze, der das Thema Weihnachten ausdrücklich mit Schneeflocken dekoriert.
Neben Lebkuchen hat es auch deutsches Knabbergebäck nach Australien verschlagen.
Und auch beim Schmücken des Fake-Baumes können die Australier aus einer großen Spektrum wählen.
Ich glaube, ihr versteht was ich meine: Der Blick auf den Kalender besagt zwar unausweichlich, dass jetzt langsam mal Weihnachtsstimmung aufkommen müsste – aber sobald man irgendwo anders hinblickt, sagt mir mein Gehirn: “Hör auf wirres Zeug zu denken: Es ist mitten im Sommer, Weihnachten ist noch ewig weg!”