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Nach unserer fünftägigen Tour durch den Kakadu- und Litchfield-Nationalpark ging es am Freitag schon wieder zum Flughafen: Von Darwin aus flogen wir über das Örtchen Kununura nach Broome. Und schon gleich beim Anflug auf Broome sahen wir ihn: Den legendären Cable Beach!

Der hat seinen Namen daher, dass hier 1889 das Telegrafenkabel an Land kam, das die Kolonie Australien mit dem Mutterland England verbinden sollte. Und damals war ein schlichtes Kabel eben eine solch riesiger Fortschritt, dass man gleich einen ganzen 22 Kilometer langen Strand nach eben diesem Kabel benannte.

Ansonsten ist er nicht nur länger als die meisten Strände unserer ostfriesischen Inseln, sondern der Indische Ozean ist hier auch wärmer, blauer und sogar salziger als die Nordsee. Außerdem kann man dort surfen, ihn mit dem Auto befahren und sogar per Kamel bereiten…

Blick in Richtung Westen, den Strand entlang :)

Da die Kamelkaravanen auch durch die Stadt laufen, sieht man hier nicht nur die allbekannten “Achtung Känguru”-Schilder, sondern auch Warnhinweise auf Kamelverkehr.

Der Strand endet auf einer Seite im Point Gantheaume, einer steinigen Landzunge aus rotem Fels. Im Glauben des lokalen Aborigine-Stammes war dies der Ursprung ihres Volkes, weswegen der Ort eine hohe spirituelle Bedeutung für sie hat. Die ersten Europäer, die 1801 hier her kamen und die Küste vom Schiff aus kartierten, waren Franzosen. Sie hielten die Landzunge fälschlicherweise für eine Insel und benannten sie nach einem französischen Admiral Gantheaume Island. 1821 wurde dieser Irrtum dann von einer englischen Expedition korrigiert…

Felsen am Point Gantheaume

Das Panorama vom Point Gantheaume, den Cable Beach entlang

1905 wurde dann ein Leuchtturm auf die Landzunge gebaut, um vorbeifahrende Schiffe vor der steinigen Küste zu warnen. In der Zwischenzeit wurde der Leuchtturm mehrmals um- und neugebaut. Heutzutage funktioniert er natürlich automatisch, leuchtet aber immer noch alle zehn Sekunden einen weißen Strahl auf das Meer hinaus.

Als Sunset Viewing Location wählten wir den “Autostrand” direkt nebenan, wo viele Broomer mit ihren Geländewagen auf das trockengefallene Land fuhren um den Sonntagabend nett ausklingen zu lassen.

Hoffentlich kommt die Flut nicht all zu schnell... ;)

Der Leuchtturm vor dem roten Abendhimmel

Daniel beim Sonnenuntergangs-Fotografieren

Am nächsten Abend begaben wir uns zur Dämmerung zur anderen Seite der Halbinsel, auf der Broome liegt, nämlich mit Meerblick in Richtung Osten. So konnten wir zwar nicht den Sonnenuntergang über dem Wasser fotografieren, aber es gab an diesem speziellen Montagabend etwas viel besseres: Staircase to the Moon. Dieses Ereignis ist nur zwei bis drei Mal pro Monat zu beobachten und wir hatten das Glück, dass wir zufälligerweise genau zur passenden Zeit vor Ort waren.

Beim Staircase to the Moon spiegelt sich der aufgehende Mond in verbliebenen Wasserpfützen im Watt, sodass die Illusion einer Treppe zum Mond entsteht. Da dies aber eben nur dann zu sehen ist, wenn starke Tide, Niedrigwasser und Mondaufgang zusammen fallen, kommt es eben nur sehr selten vor.

Am nächsten Morgen mussten wir dann auch schon wieder los und unsere Unterkunft, das “Blue Seas Resort”, wieder verlassen. Das war ziemlich schade, bot es doch eine deutliche Luxussteigerung gegenüber dem lausigen Hostel in Darwin: Wir hatten nicht nur deutlich mehr Platz, sondern auch ein eigenes Bad sowie Waschmaschine und Trockner direkt auf dem Zimmer! Außerdem gab es Nachtschränke (unglaublich aber wahr, das war ein Fortschritt…) Im Innenhof findet gab es eine BBQ-Area, einen Pool und sogar FREE WIFI — der Himmel

Übrigens: Hier in Broome muss man sich als Fußgänger nicht nur vor den Kamelen in Acht nehmen, sondern auch vor den Autofahrern. Denn hier wird all das, was der Europäer auf seinen Straßen gewohnt ist, auf den Kopf gestellt: Die Autos dürfen beim Verlassen des Kreisverkehrs einfach drauf los fahren, die Fußgänger müssen ausweichen. Schulterblick? Wofür denn sowas!

(Für uns) ein ungewöhnliches Schild: "Pedestrians give way to vehicles" :O

Und apropos Kreisverkehr: Wir haben in ganz Broome keine einzige Ampel gesehen. Jede größere Kreuzung wurde mit einem Kreisverkehr geregelt. Es geht also auch ohne…

AUSTAUSCHJAHR

Western Australia ist berühmt für seine Wildblumen: Jedes Jahr von August bis Oktober erblühen im ganzen Bundesstaat riesige Flächen von wilden Schönheiten, tauchen das Land in neue Farben und ziehen sogar eine (relativ gesehen) große Menge von Leuten an.

Ich war also genau zur richtigen Zeit “drüben”, mitten in der Saison. Sollte man meinen. Die großen Felder habe ich leider nicht gesehen, dazu fehlten mir ein fahrender Untersatz und der zugehörige Lappen. Einen wunderbaren Einblick bekommt man aber bei Manniac, der diese “göttliche Strecke” mit Text und Bild exzellent in Szene gesetzt hat.

Nichtsdestotrotz gibt es auch in Perth selbst so einiges an schicken Blumen zu sehen, an denen ich mich erfreuen durfte und an denen auch ihr euch gleich erfreuen könnt. Ich hab euch hier nämlich mal eine Kompilation meiner schönsten Bilder der westaustralischen Blütenpracht zusammengestellt:

AUSTAUSCHJAHR

„Ich hab das Paradies geseh’n
Nicht Singapur, nicht Aberdeen.
Wenn ihr mich fragt, wo’s denn dann war,
Sag ich: Grey und Lancelin.“
frei nach Achim Reichel

Meine Zeit in Perth neigte sich langsam dem Ende, doch ich wollte unbedingt noch ein bestimmtes Naturwunder sehen: Die Pinnacles Desert. 130 Kilometer die Küste des Indischen Ozeans entlang gen Norden ist das Hinterland sehr sandig, und dort – unweit vom Meer – ragen plötzlich tausende bis zu drei Meter hohe Sandsteinsäulen aus den endlosen Dünen empor.

Die Red-Centre-Tour, die ich vor ein paar Wochen mit meiner Familie unternommen hatte, war von Adventure Tours Australia organisiert gewesen und hatte uns sehr gut gefallen. Also schaute ich mich auf deren Webseite nach einer Pinnacles Tagestour um, und die gab es auch tatsächlich. Hier wurde mir aber mal wieder klar vor Augen geführt, dass es einfach nervt, minderjährig zu sein: Unter 18 darf man mit denen nicht alleine fahren.

Selbiges stellte sich wenig später allerdings fast schon als Glücksfall heraus, denn Joachim bot mir an, dann halt einfach privat dort hoch zu fahren. Und am nächsten Morgen machten wir uns auf den Weg.

Entlang der Straße zogen interessante Landschaften vorbei, vom tiefblauen Ozean über landwirtschaftliche Felder, weite Gras- und Buschflächen bis hin zu großen Sanddünen war eine ganze Menge zu sehen. Besonders lustig waren die Grasbäume, die man schon fast nicht beschreiben kann:

Grasbaum - Bild von Wikipedia

Meine Bilder aus dem Auto sind alle verwischt - deswegen hier Wikipedia.

Als wir am Nationalpark-Eingang ankommen, erzählt Joachim, dass hier “damals” noch kein Zaun drumrum war, man einfach reingehen und dann herumfahren und -laufen konnte. Heute ist das anders, heute muss man Eintritt bezahlen und sich strikt an die vorgegebenen Wege halten. Wir fahren also auf der markierten Straße durch die Landschaft und halten in markierten Haltebuchten an, um diese Sandsteinformationen genauer zu betrachten.

Von diesen Formationen gibt es eine ganze Menge. Lauter Pinnacles ragen aus dem Boden, kleine und große, dicke und dünne, mit Löchern oder ohne, von gelb bis weiß. Und viele verschiedene skurille Formen.

Panorama Pinnacles

Ein ziemlich breites Panorama – bitte scrollen! :)

Es sind ganz schön viele Leute hier, in der Landschaft wimmelt es quasi nur so von Menschen. Aus aller Herren Länder hat es Touristen hier hin verschlagen und man hört eine ganze Menge Sprachen.

Auf einer Aussichtsplattform treffen wir auf eine Gruppe professioneller Fotografen, die mit ihren diversen Kameras und Objektiven die Landschaft festhalten. Als ich einen darauf anspreche, dass sie mit einer ganz schön guten Ausrüstung unterwegs sind, sagt er zu mir: “Ja schon, aber es ist eine elende Schlepperei, das ganze Zeug durch die Gegend zu schlörren.” Auch wieder wahr :D

Western Australia - Christoph Friedrich mit Pinnacle - IMG_6851

Bald darauf sind wir aber auch schon wieder durch den Rundweg durch und machen uns wieder auf den Weg. Cervantes lassen wir links liegen, denn (O-Ton Joachim) “außer ein paar Häusern und nem kleinen Supermarkt gibt’s da nicht viel”.

Doch auf halbem Weg zwischen den Pinnacles und Lancelin liegt das kleine Örtchen Grey. Dieses ist insofern etwas Besonderes, als dass es kein normales Dorf ist: Es besteht komplett aus einfach zusammengebauten Hütten, direkt in den Dünen. Und wenn man diese Dünen überquert hat, kommt man wirklich ins Paradies:

Western Australia - Beach near Grey Shack Settlement - IMG_6909-8

Ich hatte vergessen zu erwähnen, dass dieser Tag auch wettertechnisch ziemlich gut war, oder? ;-)

Unglaublich weißer und feiner Sand, ein tiefblauer und kristallklarer Ozean, seichte Wellen die sich mit weißen Schaumkronen brechen, vor der Küste ein paar kleine Inselchen, dazu ein weiter und wolkenloser Himmel. Und bis auf eine handvoll Leute keine Menschenseele weit und breit.

Laut Joachim sieht die gesamte Küste Western Australias mehr oder weniger GENAU SO aus. Das bedeutet 3000 Kilometer perfekter Sandstrand. Und tatsächlich: 45 Kilometer weiter im Süden sieht der Strand sehr ähnlich aus. Hier machten wir für einen Burger The Lot im Ort Lancelin Halt, welcher besonders für seine Dünen aus weißem Pudersand sehr berühmt ist.

Das Beste dabei ist: Man darf fast die ganze Küste WA’s mit dem Auto am Strand entlang fahren. Das muss doch traumhaft sein, einen solchen Traumstrand hinunter zu fahren. Seit Sonntag steht es auf jeden Fall auf meiner Bucketlist. Für die Zeit, wenn ich in dieses wunderschöne Land zurück komme. :)