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AUSTAUSCHJAHR

Es ist viertel vor sechs. Morgens. Mein Handy reißt mich aus dem Schlaf. Geography Excursion steht auf dem Display. Ach ja – heute geht’s in den Wald!

Die Freude darauf wird beim Blick aus dem Fenster allerdings stark getrübt. Sogar in der Dunkelheit ist zu erkennen, dass es ordentlich regnet. Na toll, warum denn ausgerechnet heute?! Aber rumjammern nützt ja nix, ich muss zur Schule – heute mal ausnahmsweise nicht mit dem Rad, sondern mit der Tram.

Dort angekommen geht’s mit dem selben urigen Bus wie bei der letzten Exkursion (damals bei bestem Wetter zur Mornington Peninsula) auf den 80 Kilometer langen Weg nach Toolangi.

Karte mit Elwood und Toolangi

Toolangi (T) ist relativ nah, aber trotzdem total ländlich. (E = Elwood College) Die ganze Region hat 871 Einwohner...

Im Toolangi State Forest Discovery Centre treffen wir unsere Führerin und bekommen Helme. (Ja, ernsthaft Helme!) Daraufhin geht es mit dem Bus weiter die holprige Feldstrecke entlang bis wir an einer Stelle mitten im Nirgendwo aussteigen. Ab in den Regen.

Wir sehen siebzig Meter hohe Riesen-Eukalypten (die größten Laubbäume der Welt), Baumfarne von stattlichen fünf Metern (überhaupt nicht zu vergleichen mit denen in Deutschland), halbverbrannte Baumstümpfe (Buschfeuer lassen grüßen) und und und. Es ist eigentlich sehr interessant und ich lausche auch gespannt – allerdings hat man im frierenden und durchnässten Zustand doch eher weniger Lust… Und vor allem kann ich nicht fotografieren! Grrr…

Toolangi State Forest - Blick vom Discovery Centre - IMG_1624

Dieses Bild entstand aus dem Fenster des Discovery Centre und ist eigentlich gar nicht typisch für das, was wir gesehen haben. Scheiß Wetter.

Entsprechend sind wir alle froh, als wir wieder im Bus sitzen – und entsetzt, als wir nochmal raus sollen. Aber diese Stelle lohnt sich in der Tat: Ein Creek (ein kleiner, wilder Bach) hat ein Gully (ein winziges Tal) in den Boden gefressen. Es ist nur knappe sechzig Meter breit und nichtmal einen Kilometer lang, aber hier unten herrscht ein Mikroklima, welches dieses Gully ganzjährig feucht hält und somit ein kleiner gemäßigter Regenwald wachsen kann – faszinierend.

Anschließend fahren wir mit dem Bus wieder weiter und sind erleichtert, als wir beim nächsten Stop das Wald-Management vom Bus aus betrachten. Jedes Jahr werden nämlich kleine Bereiche des Waldes kontrolliert abgebrannt, um das Entzünden eines verherrenden natürlichen Buschfeuers (wie das vom Black Saturday 2009) weniger wahrscheinlich zu machen.

Toolangi State Forest - Baumfarne aus dem Busfenster - IMG_1642

Vielleicht kann man hier drauf halbwegs erahnen, wie groß diese Farne sind.

Zurück am Discovery Centre wärmen wir uns am Kamin und bekommen in einem wunderbar gut geheizten Raum Modelle der einheimischen Tierwelt gezeigt: Wombat, Possum, Powerful Owl (Riesenkautz), Sugar Glider (Kurzkopfgleitbeutler)… Interessante und in Europa teilweise gar nicht vorhandene Tiere. Und die Sugar Glider haben ein SOOO unglaublich weiches Fell! ;)

Toolangi State Forest Discovery Centre - Kaminfeuer - IMG_1632

Warmes Feuer! :) :) :)

Danach geht’s wieder zurück zur Schule – es regnet immernoch…

Wir hatten eigentlich eine sehr interessante Exkursion, aber durch das total blöde Wetter hat es nicht wirklich Spaß gemacht… :( Man sollte das bei besseren Bedingungen wiederholen, denn dann ist es bestimmt sehr schön!

AUSTAUSCHJAHR

Wir in Deutschland kennen es nur aus Harry Potter, aber hier in Australien ist es ganz normal: das House System. Wenn man an eine Schule kommt, wird man dort einem “Haus” zugeteilt, dem man dann für seine restliche Schullaufbahn angehört. Bei uns an der Schule gibt es die vier Häuser Milton (rot), Lawson (grün), Byron (blau) und Keats (gelb). Ich bin in Milton.

Elwood College House System - Milton Lawson Byron Keats

Die Häuser des Elwood College

Diese Häuser treten in sportlichen, künstlerischen und akademischen Wettbewerben gegeneinander an, können dabei Punkte sammeln und am Ende des Schuljahres gibt es einen Gewinner. (Ganz so extrem wie bei Harry Potter ist es dann allerdings doch wieder nicht, also Antworten im Unterricht etc. zählt nicht dazu.)

Einer dieser Wettbewerbe ist House Performing Arts. Dabei wird ein Thema vorgegeben, zu dem sich das Haus dann ein etwa zwanzigminütiges Theaterstück/Musical ausdenkt, einstudiert und nach wochenlanger Vorbereitung schließlich aufführt. Vorletzte Woche haben wir die vier Vorführungen zum diesjährigen Thema “Being Misunderstood” gesehen und eine Jury aus schulfremden, kompetenten Leuten (hauptberufliche Schauspieler etc.) hat sie bewertet.

Stück 1: Ein Bäcker macht Kuchen, die Mitte wird immer nicht richtig durch und daher verschenkt er die Mitten an Waisenkinder. Daraufhin bekommt er Ärger von seinem Chef (“Wer kauft denn Kuchen ohne Mitte?”), verkauft sie aber trotzdem (“Oh, schmecken die gut!”). Die Erfindung des Doughnuts. ;)

Stück 2: Ein Musikant wird in einer tristen und ernsten Stadt nicht “ernst” genommen und zieht deshalb weg in eine andere Stadt. Dann jedoch merken die Leute, dass er und seine Unterhaltung ihnen eigentlich fehlt und kehren zur “lustigen Seite des Lebens” zurück.

Stück 3: Hab ich vergessen :D

Stück 4: Eine Tomate wird weder beim Obst (“Nicht süß genug!”) noch beim Gemüse (“Ih, Kerne!”) akzeptiert und ist verzweifelt. Doch zum Glück trifft sie einen italienischen Koch auf der Suche nach DER Zutat und macht dadurch Köstlichkeiten wie Pizza und Lasagne möglich.

Stück Nummero 4 hat gewonnen und das war von… *Trommelwirbel*… meinem Haus Milton! :)

Fruit Bowl - Der Auftritt der Top Banana :D

Fruit Bowl - Der Auftritt der Top Banana :D (Foto von Nuala Louise Clarke)

Ein weiterer Wettkampf war exakt heute: House Athletics. Wir fuhren mit Bussen zu einem großen Sportplatz mit Laufbahn und allem drum und dran und dort wurde sich dann in Leichtathletik gemessen. Laufen über 100, 200, 400, 800 und 1500 Meter, eine 4-mal-100-Meter-Staffel, Hochsprung, Weitsprung, Diskuswurf und Kugelstoßen waren die Disziplinen, die es in allerhand Altersgruppen auszufechten galt.

Dieses Mal wurden wir Miltoner allerdings nur Dritter. :/

Elwood College House Athletics 2012

So sah's ungefähr aus (Foto vom Handy nach Ende...)

Der House Swimming Carnival (Schwimmwettkampf) sollte eigentlich schon Ende Februar stattfinden, fiel damals allerdings wegen Regen aus. Hoffentlich wird’s nachgeholt!

Zu den Sportwettkämpfen kleidet sich übrigens immer jeder in den Farben seines Hauses und manche betreiben da echt einen riesigen Aufwand – total cool! :) Das stärkt das Zusammengehörigkeitsgefühl und wird zudem durch Extra-Punkte für Teamspirit vergütet ;)

In australischen Schulen gibt es neben dem normalen Klassenverband also auch noch eine zweite, altersübergreifende Gruppe, die im Schulalltag eine Rolle spielt und mit der man sich verbunden fühlt. Finde ich gut! :)

AUSTAUSCHJAHR

Ob ihr’s nach den bisherigen Blogeinträgen glaubt oder nicht: Ich werde hier in Australien nicht nur Ferien machen, nein!,  ich werde auch zur Schule gehen! :D Und über selbige möchte ich euch jetzt mal berichten.

Mein erster offizieller Schultag war am letzten Freitag. Also bin ich zusammen mit Yudai, meinem japanischen Austausch-Gastbruder, der ebenfalls auf meine Schule geht, in die Tram gestiegen und habe dann nach 20-minütiger Fahrt zum ersten Mal meine neue Schule betreten. Tatatata:

Eingang Elwood College

Eingang des Elwood Colleges

Ich und die sieben anderen neuen Austauschschüler (2x Brasilien, 3x Japan, 1x Österreich und noch 1x Deutschland) wurden dann von der International Coordinater-in empfangen. Nachdem wir jeder ein 12-seitiges Formular mit allen wichtigen und weniger wichtigen Daten ausgefüllt hatten, wurden wir zum Schuluniform-Shop gefahren und konnten/durften/mussten uns die Schuluniform zulegen. Die Jungen tragen im Sommer eine kurze graue Hose und ein kurzärmeliges weißes Hemd mit dem Schullogo drauf, die Mädels ein blauweiß-gestreiftes Kleid. Dazu trägt man und frau schwarze Schuhe. Zum Überziehen gibt’s nen jumper, das ist ein Pullover mit dem Schullogo drauf:

Die Sommer-Schuluniform des Elwood College

Die Sommer-Schuluniform des Elwood College

Schulbeginn ist jeden Morgen ganz entspannt um 9 Uhr. Mein Stundenplan besteht aus täglich drei Doppelstundenblöcken zu je 100 Minuten. Zwischen der ersten und der zweiten Doppelstunde ist die 25-minütige recess (große Pause) und zwischen der zweiten und der dritten Doppelstunde die 50-minütige lunchtime (Mittagessen). Ende ist dann um 15:15 Uhr.

Das ist der Regelfall. Es gibt jedoch so viele Ausnahmen, dass der Regelfall gar nicht so häufig ist. Erstmal gibt es eine A- und eine B-Woche. Das soll vermutlich dafür sorgen, dass jedes Fach gerechte Unterrichtszeiten bekommt, also nicht ein Fach immer nachmittags unterrichtet werden muss. Außerdem gibt es Tutorengruppen, die sich regelmäßig treffen. Dafür werden dienstags vor der recess 25 Minuten in den Stundenplan eingeschoben.

Zudem gibt es in Australien wie bei Harry Potter das System, dass die Schüler für Sport-Turniere in houses aufgeteilt sind. Mein Haus hat die Farbe rot. Es heißt aber nicht Griffindor, sondern Milton. ;) Auch diese Häuser treffen sich einmal in der Woche, und zwar donnerstags. Dort werden also ebenfalls 25 Minuten eingeschoben.

Und nun wird es etwas kompliziert. Um dieser Verschiebung um 25 Minuten entgegenzuwirken, haben sie sich hier etwas ganz raffiniertes einfallen lassen: Man verkürzt einfach die lunchtime um 10 Minuten, dann hört die Schule nicht 25, sondern nur 15 Minuten später auf! Das ist ja viel besser und es verwirrt auch niemanden, wenn er jeden Tag wannanders Schluss hat! (Ironie wieder aus…)

Ich habe mal versucht, meinen Stundenplan mit allen Sonder-Einschüben, Stunden-Veränderungen etc. darzustellen.

Mein Stundenplan

Mein Stundenplan

Wie ihr seht, habe ich nur sechs Fächer: Englisch, Mathe, Physik, Geschichte, Geographie und IT. Ob ich diese Fächer so beibehalte, kann ich noch entscheiden. Ich schaue mir also erstmal alles zwei Wochen an und gucke dann, was mich anspricht und was langweilig ist.

Mittwochs ist ein entspannter Tag: Hier wurden die Doppelstunden durch normale Einzelstunden ersetzt. Aber trotzdem nur drei! :P

Wie in den amerikanischen Filmen hat hier jeder Schüler sein eigenes Schließfach. Und das muss auch benutzt werden. Taschen sind im Unterrichtsraum nämlich nicht erlaubt, man nimmt nur das mit in die Klasse, was man für diese Stunde braucht und geht dann in den Pausen immer zum Schließfach. Gesichert sind diese mit einem super tricky Zahlenschloss. Ich habe einige ziemlich viele Versuche gebraucht, bis ich meins geöffnet hatte. Aber jetzt klappt das wunderbar! :)

Schließfach

Mein Schließfach

Die Lehrer sind eigentlich ziemlich korrekt, ich habe bisher noch keinen getroffen, der irgendwie blöd wäre. Und einige können verrückterweise sogar Deutsch! :)

Da ich bisher ja noch nicht soo viel Schule hatte und ca. eine Doppelstunde pro Fache eher weniger repräsentativ ist, resümiere ich jetzt erstmal noch nicht über den Unterricht. Aber auch so ein Bericht kommt ganz bestimmt! :)