Australien ist wohl das 4WD-Land schlechthin. Steile Sanddünen, rutschige Matschpartien, steinige Anstiege, tiefe Flusskreuzungen – all diese Widrigkeiten der Natur erschweren von Zeit zu Zeit das Durchkommen. Besonders im Outback ist ein Allradfahrzeug auf vielen Strecken ein Muss, ansonsten steckt man schlicht fest.
All das kannte ich bisher nur aus Erzählungen. Von Internet-Seiten. Aus YouTube-Videos. Aber endlich sollte es real werden.
Es war der Samstag vor einer Woche, der mein Leben von Grund auf verändern mich in diese Welt einführen sollte. Joachim startete – mit mir auf dem Beifahrersitz des Nissan Navara – zum Powerlines Track.
An der Tankstelle, an der wir nochmal unsere Dieselvorräte auffüllten, stießen noch ein paar Begleiter zu uns: Sein Sohn Dean mit den Enkeln Kieran (11) und Conor (7) im Toyota Landcruiser sowie sein Freund Simon mit dessen Toyota Hilux.
Bereits nach einer knappen Stunde Fahrt aus der Millionenmetropole Perth heraus fanden wir uns mitten im australischen Busch wieder. An der nächsten Kreuzung links ging es auf eine Straße, die nicht mehr aus Asphalt, sondern nur noch aus plattgewalzter Erde bestand.
Nach wenigen Kilometern auf dieser dirt road hielten wir an um die Luft aus den Reifen zu lassen. Natürlich nicht komplett, aber ein bisschen mehr als die Hälfte musste schon raus: von 40 auf 18 psi. Ansonsten würde nämlich der steinige Track, der vor uns lag, den Reifen nicht wirklich gut bekommen und wir hätten ziemlich bald einen Platten.
Dann links abgebogen auf einen mehr oder weniger eindeutig zu erkennenen Weg – und los ging’s!
Schnell wurde mir auch klar, warum dieser Track so heißt: Er folgt den Powerlines – zu deutsch etwa Strommasten – von Mundaring nach York; und seine eigentliche Bestimmung ist, den Elektrikern einen Zugang für eventuell nötige Reparaturen zu bieten. Aber er wird von der lokalen 4WD-Community fleißig zweckentfremdet

Die (schwach zu erkennende) Stromleitung geht schnurgerade durch; und untendrunter windet sich der Track entlang.
Die erste Challenge für die Wagen ist ein Wasserloch mit ganz ordentlicher Tiefe – die Reifen verschwinden fast komplett unter der Oberfläche. Es gibt zwar um die allermeisten Hindernisse auch eine “Umgehungsroute” (im “Fachjargon” nennt man sie chicken runs ), aber Joachim will mir natürich zeigen, durch was so ein 4WD alles durchfahren kann. Und tatsächlich: Im Allradmodus, zweiter Gang Low Range und Front- sowie Rear-Lockern drin schnurren wir sanft durch das Loch
Dean fährt drumherum – er braucht seinen Wagen täglich um zur Arbeit zu fahren, will also nicht allzuviel riskieren. Simon hat zwar keine Diff-Locker drin, was die Sache ein bisschen schwieriger macht, will aber auch durchfahren und muss entsprechend etwas mehr Gas geben, um nicht stecken zu bleiben. Das ist zwar nicht so gut für den Wagen, ergibt aber eine schön anzusehende spritzende Welle!
Von hier an erzähl’ ich dann mal anhand von Fotos:
Zwar ein anderes Wasserloch (und eher Matsch als Wasser), aber so ungefähr sieht das dann bei Simon aus.
Zwischendurch gibt’s immer mal grade Strecken, auf denen es erholsam wenig schaukelt.
Unterwegs kommen wir sogar an ein paar verrückten Mountainbikern vorbei…
So, das ist jetzt mal ne Herausforderung…
…erst über die tiefe Rinne im Boden rüber, um richtig ansetzen zu können…
…dann nicht erschrecken, wenn ein Rad plötzlich nen halben Meter in der Luft hängt…
…auch beim Auf-der-Seite-Liegen nicht aus der Ruhe kommen…
…und dann hat man’s auch schon geschaft! :D
Anscheinend hat dieser Track bereits ein paar Autos auf dem Gewissen.
Zwischendrin fahren wir eine “Seitenstraße” entlang, um auch die Umgebung mal kennenzulernen.
Wobei die auch nicht grade leicht zu befahren ist :D
Was man auf dem Bild nicht so gut sieht: Es war nicht nur steinig, sondern auch noch verdammt steil!
Als wir dann irgendwann merken, dass wir eigentlich auf einem Motorrad-Track sind, picknicken wir halt an Ort und Stelle.
Neben der Straße sichten wir einen Bobtail, eine Art Eidechse mit ziemlich guter Tarnung…
…die uns ihre blaue Zunge rausstreckt :O
Nun sind wir zurück auf dem echten Powerlines Track und ja, auch hier sind wir durchgekommen.
Und auch wenn Simon hier Probleme hatte, am Ende hat’s geklappt!
Das war also meine erste 4WD-Tour! Nur eine knappe Stunde aus Perth raus kann man schon ordentlich das australische Outback erleben. Ich kann wohl sagen, dass mich das Fieber gepackt hat und das jetzt auch auf meiner Bucketlist steht – für dann, wenn ich in dieses tolle Land zurück komme!